Giacometti und sein Feuerwerk an Farben

Die Stadt Zürich zeigt sich heute weitestgehend in schlichtem Kleid. Nach dem 1. Weltkrieg formierte sich in Reaktion auf das vorherrschende Grau in vielen europäischen Städten die Bewegung "Farbige Stadt". In Zürich hiess dieses Projekt "Farbiges Zürich" und hatte beispielsweise die farbigen Häuser an der Augustinergasse zur Folge. Augusto Giacometti schuf einige grossartige Kunstwerke, um Zürich bunter erscheinen zu lassen.

 

Vom schattigen Bergtal in die hektische Grossstadt

Augusto Giacometti wurde 1877 im engen, häufig schattigen Bergell im Kanton Graubünden geboren. Er war der Cousin zweiten Grades von Giovanni Giacometti, der mit seinem Sohn Alberto Giacometti ein international bekannter Künstler in seiner Familie wusste. Giovanni Giacometti blieb - ausser in seinen Studienjahren in München und Paris - seiner Heimat treu. Augusto Giacometti hingegen verliess die raue Bergwelt in Richtung Zürich, wo er die Kunstgewerbeschule absolvierte und währenddessen bei seiner Tante lebte. Später verbrachte er weitere Studienjahre in Paris. 1915 liess er sich endgültig in der grössten Schweizer Stadt nieder, wohnte an der Rämistrasse inmitten Zürichs. Seine Kunst war avantgardistisch. Er selber gab sich weltmännisch und bewegte sich im Dunstkreis der queren Dada-Bewegung.

 

Versteckte Kunstwerke 

Seine sprühenden, warmen Farben haben in Zürich zahlreich ihre Spuren hinterlassen. Das vielleicht berühmteste Werk befindet sich in der heutigen Hauptwache der Stadtpolizei, am Bahnhofquai. Das Kellergewölbe des ehemaligen Waisenhauses liess er zusammen mit Gehilfen in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts farbenmässig in Flammen aufgehen. Mittlerweile kann der prachtvolle Raum nur noch als Teil einer Stadtführung besichtigt werden. Oder man lässt sich von der Zürcher Stadtpolizei abführen. Die warmen Farbtöne - rot, gelb und orange - finden sich auch in seinen weiteren Auftragsarbeiten in Zürich, zum Beispiel in den Glasfenstern im Grossmünster, Fraumünster sowie in der Wasserkirche. Oder auch beim Abbild des griechischen Architekten Iktinos im Hauptgebäude der ETH. Anders als die Werke von Alberto Giacometti sind diejenigen von Augusto Giacometti einem breiten Publikum zugänglich. Teilweise gar, ohne jeglichen Eintritt bezahlen zu müssen. Am vergangenen Wochenende wurde die Ausstellung über Augusto Giacometti im Aargauer Kunsthaus eröffnet. Sicher auch ein Besuch wert.

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