Superlativ St. Peter

Die Kirche St. Peter in Zürich mit ihrem imposanten Zifferblatt.

Bereits um 800 soll an seinem heutigen Ort schon ein Gotteshaus gestanden haben. St. Peter ist damit die älteste Kirche Zürichs. Anders als die Predigerkirche sowie das Grossmünster und Fraumünster gehörte St. Peter nie zu einem Kloster. Erst ab dem 13. Jahrhundert ist ein Turm bezeugt. Dieser diente fortan auch weltlichen Zwecken. Oben im Turm wachten die Feuerwächter über Zürich. In einer Stadt, in der die eng zusammenstehenden Häuser hauptsächlich aus Holz gebaut waren, kam diesen Türmern eine immens wichtige Rolle zu. Sie mussten alle 15 Minuten aus jedem Fenster blicken - Tag und Nacht - und wenn sie ein Feuer entdeckten, hielten sie die rote Flagge (in der Nacht die Laterne) in die entsprechende Richtung und bliesen das Feuerhorn. So wurden die Bürger der Stadt geweckt und wussten, in welche Richtung sie losrennen mussten, um das Feuer zu löschen. Der durchdringende Feueralarm dröhnte von verschiedenen Türmen, auch vom Grossmünster, über die Stadt. Erst als keinerlei Gefahr mehr vom Feuer ausging, wurde mittels Boten vom Rathaus den Wächtern den Gegenbefehl erteilt. 

Das Feuer war für die Menschen im Mittelalter, aber auch in der Neuzeit eine ständige existentielle Bedrohung. Entsprechend verantwortungsvoll war der Beruf des vom Rat gewählten Feuerwächters. Und angesehen. Meist aber auch langweilig und eintönig. Besonders nachts passierte es nicht selten, dass die Hochwächter einnickten. Darob sind mehrere Klagen verbrieft. Neben der Turmwächter waren auch die Gassenwächter oder Stundenrufer, die nachts regelmässig durch die Gassen patrouillierten, dazu angehalten,  nach allfälligen Feuersbrünsten Ausschau zu halten. 

Zurück zu St. Peter! Bereits im 14. Jahrhundert erhielt die Kirche eine Uhr mit einem einzigen, zur Limmat und damit zum Rathaus hin ausgerichteten Zifferblatt, das jeweils bloss die volle Stunde anzeigte. Die jetzigen, mächtigen Zifferblätter reichen ins 16. Jahrhundert zurück. Mit einem Durchmesser von knapp 8.70 Meter sind sie die grössten Turmzifferblätter Europas. Lange, bis ins 18. Jahrhundert, als auch das Fraumünster ein Zifferblatt erhielt, war die Uhr vom St. Peter der einzige öffentliche Zeitmesser. 

Interessant, oder vielmehr kurios, muten die noch heute geltenden Eigentumsverhältnisse an. Der Turm gehört aufgrund seiner vormals überaus wichtigen feuerpolizeilichen Funktion der Stadt, das Kirchenschiff sowie der Glockenstuhl mitsamt Glocken sind im Besitz der Kirchgemeinde. Ebenso der Anbau des Treppenhauses. Braucht die Stadt damit eine Erlaubnis, um in ihren eigenen Turm zu gelangen? 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0